Gestern am frühen Morgen ist meine kleine Reisegruppe wieder abgereist. Die für mich verbleibenden zwei Wochen hier in Nepal werde ich nun hauptsächlich meinem sozialen Projekt widmen. Um keine Zeit zu verlieren, startete ich gleich gestern Mittag mit Sack und Pack auf meinem Scooty Richtung Buddhanilkantha. Dort konnte ich wieder ‚meine‘ kleine Hütte am Fuss des Shivapuri beziehen und fühlte mich vom ersten Moment an heimisch. Das liegt zum einen an der prächtigen Natur, zum anderen aber an den lieben Menschen vor Ort, die mir mittlerweile ans Herz gewachsen sind.
Um das weitere Vorgehen und die Verwendung der Spenden zu planen, hatte ich bereits in den vergangenen Tagen mehrfach versucht, Suman zu erreichen – leider erfolglos! Ich wusste, dass in der Bal Bikas Schule in dieser Woche das alljährliche Sportfest stattfindet. So hoffte ich, Suman vielleicht noch auf dem Schulhof zu erreichen, nachdem die Wettkämpfe beendet waren. Ich beeilte mich, meine Unterkunft herzurichten und wollte die dafür nötigen Einkäufe mit einem Abstecher zur Schule verbinden.
Als ich den Schulhof betrat, staunte ich nicht schlecht! Alle Schüler waren versammelt und standen streng nach Gruppen geordnet vor der Tribüne. Dort hatte die Familie des Prinzipals Platz genommen, Medaillen und Urkunden lagen bereit und 4 Pokale warteten auf ihre Preisträger.
Ich versuchte, mich so unauffällig wie möglich von hinten an die Truppe ranzuschleichen – wollte ich doch diese große Zeremonie nicht stören. Aber da hatte mich schon Suman entdeckt und dem Moderator ein Zeichen gegeben. Die Siegerehrung wurde kurzerhand unterbrochen um mich unter dem großen Jubel der Kinder als Überraschungsgast zu begrüßen. Suman zeichnete mir mit roter Farbe die Tika auf die Stirn. Shanker, der Prinzipal, begrüßte mich mit einer Kata, dem Ehrenschal. Und Mahesh, der Direktor der Bal Bikas Schule, legte mir eine Mala aus Tangetes-Blüten um den Hals.
Einen besseren Zeitpunkt für meinen Besuch hätte ich mir wahrlich nicht aussuchen können. So geschmückt wurde ich gleich in die Zeremonie mit eingebunden und durfte Urkunden und Medaillen verteilen oder den Preisträgern die Tika auf die Stirn zeichnen. Was für ein Marathon!!!
Suman war wieder mal federführend bei der Gestaltung der Sportwoche. Es wurden Wettkämpfe in den unterschiedlichsten Disziplinen ausgetragen – Weitsprung, Dreisprung, Fussball, Klettern, Laufen über verschiedene Distanzen und vieles mehr. Damit aber auch die Schüler, die nicht ganz so sportlich sind, eine Chance auf eine Urkunde oder Medaille haben, gab es auch noch Wettkämpfe in verschieden Geschicklichkeitsübungen und Kreativität. Eine junge Chinesin ist momentan für einige Monate an der Schule, um die Kinder in ihrer Landessprache zu unterrichten. Einige Schüler konnten daraufhin sogar ein Zertifikat in Chinesisch erreichen. Ich erlebte ein weiteres Beispiel dafür, wie die Bal Bikas Schule ihre Schüler fördert und ihnen die Möglichkeit bietet, ihre Fähigkeiten auszutesten und weiterzuentwickeln. Dies ist einer der Gründe, weshalb ich mich entschieden habe, ausgerechnet diese Schule zu unterstützen.
Nach über zwei Stunden waren endlich alle Urkunden, Medaillen und Pokale verteilt. Ich habe mich riesig gefreut, dass nahezu alle unsere Patenkinder eine oder mehrere Auszeichnungen erhalten haben. Rupesh und Bishal waren behängt wie die Goldesel, sind es doch wahre Sportskanonen.
Ein weiterer Höhepunkt folgte zum Abschluss des offiziellen Teils der Zeremonie. Auch da hatten sich die Lehrer etwas einfallen lassen. In der Mitte des Schulhofes waren verschiedene Mandalas aus buntem Farbpulver und Blütenblättern ausgelegt worden. Drumherum bildeten die Kinder einen Kreis und zählten lautstark einen Countdown. Mir wurde die Ehre zuteil, bei ‚NULL‘ ein Band zu durchtrennen und damit eine große Traube bunter Luftballons in den Himmel zu schicken – begleitet von einigen Böllerschüssen und Konfettiregen.
Bei Musik und Tanz feierten wir noch eine ganze Weile und schauten dabei den Ballons hinterher, bis sie hinter der Bergkette des Shivapuri verschwunden waren. Das Einkaufen konnte ich zwar danach vergessen, dafür habe ich allerdings einen unvergesslichen Nachmittag mit den Kindern erleben dürfen.