Bishal und Bidhya

Auf den ersten Blick war ich irritiert, als ich das Haus sah, in dem die Geschwister Bishal und Bidhya gemeinsam mit ihrer Mutti leben. Eine farbenfrohe Fassade und viele bunte Blumen vor dem Haus vermitteln den Eindruck gewissen Wohlstandes. Umso krasser empfand ich den Gegensatz, als ich den Raum betrat, in dem die Familie zur Miete wohnt. Auf wenigen Quadratmetern zwängten sich zwei Betten, ein Schrank, ein Kleiderständer und ein kleines Küchenregal, auf dem ein Gaskocher Platz gefunden hat.

Hier also spielt sich das komplette Leben der Familie ab. Die Toilette ist in einem kleinen Verschlag hinter dem Haus untergebracht und das ‚Badezimmer‘ besteht aus einem Wassertank gleich daneben. Eine einzelne Glühbirne spendet dürftiges Licht, aber nur in den wenigen Stunden des Tages, in denen es keinen ‚Power-Cut‘ gibt.

Als ich vor einem Jahr die beiden Kinder auf Sumans Befürwortung in unser Hilfsprogramm aufgenommen habe, war die Familie noch komplett. Auf meine Frage, wo denn der Vater ist, folgte betretenes Schweigen. Der 13jährige Bishal versuchte mir verständlich zu machen, dass hier nur die beiden Geschwister mit der Mutter leben. Das rote Farbpulver am Scheitel der Mutter verriet mir jedoch den Ehestand. Ich wollte bei meinem ersten Besuch nicht weiter bohren und eventuelle Wunden aufreißen.

Momentan hat die Mutti keine Arbeit und versucht mehr schlecht als recht über die Runden zu kommen. Sie hält das bescheidene Zimmer sauber und versucht, ihren Kindern ein gutes Zuhause zu bieten. Die Paten der beiden Geschwister hatten mir extra Geld für die Familie mitgegeben, um notwendige Dinge zu kaufen. Auf meine Frage hin, was denn am dringendsten gebraucht wird, erntete ich wieder Schweigen – und ein bescheidenes Lächeln. Sie waren es nicht gewohnt, Wünsche zu äußern geschweige denn, Unterstützung in dieser Form zu bekommen.

Auf Sumans Ermutigung hin fasste sich Bishal endlich ein Herz und verriet uns, dass sie warme Jacken für den Winter brauchen. Kein Wunder, waren doch die beiden Geschwister seit unserem letzten Treffen um einiges gewachsen. Wir waren wieder mit unsern ‚Mopeds‘ unterwegs. Ein Fest für die Geschwister, mit uns mitzufahren.

Im Dorf erlebten wir die gleiche Bescheidenheit. Die Auswahl hier in den Geschäften ist zwar nicht so groß, wie in Kathmandu, aber dennoch ausreichend. Bishal und Bidhya waren total überfordert und trauten sich einfach nicht, sich etwas auszusuchen. Die einbrechende Dunkelheit trieb uns zu etwas Eile an und so übernahmen wir mit Suman kurzerhand die Auswahl.

Die Feiertage des Tihar-Festes hatten gerade begonnen und wir wollten der Familie unbedingt noch etwas zu Essen kaufen, um diese Tage mit einer gewissen -wenn überhaupt möglich- Unbeschwertheit zu genießen. Zu den vielen Einkaufstüten verteilten wir noch einen großen Sack Reis, Linsen, Salz und Öl auf unsere Vehikel und erreichten auf recht abenteuerlichen Wegen in völliger Finsternis das Zuhause der Familie. Die ‚Jungs‘ schleppten die Lebensmittel hinauf ins Haus, wir ‚Mädels‘ die vielen Tüten mit Wintersachen. Die Mutti war sprachlos und hatte Tränen in den Augen! Ein einziger Kerzenstummel erhellte notdürftig den Raum, als die Kinder ihre neuen Sachen der Mutti zeigten.

Leider, oder glücklicherweise, gab es mal wieder für mehrere Stunden keinen Strom. Denn so wurde mir bewusst, was die Familie noch dringend brauchte, sich aber nicht zu wünschen traute – eine kleine Notstrombatterie. Das werde ich in den nächsten Tagen mit Suman noch besprechen.

Auch für Bishal und Bidhya hatte ich einen Brief und Fotos ihrer Paten mit im Gepäck. Diese bekamen gleich einen Ehrenplatz auf dem Schrank.

Liebe Verena, liebe Ingrid, Eure großherzige Unterstützung ermöglicht den Kindern Schulbildung und schenkt ihnen Hoffnung auf eine gute Zukunft. Dies bedeutet der Familie unendlich viel. Sie danken Euch von ganzen Herzen und grüßen Euch aus der Ferne!

… dies alles haben wir für die Familie besorgt:

Schuhe 2000 Rs. / Socken 600 Rs. / T-Shirts 1200 Rs. / Jeans 1100 Rs. / Anorak 2000 Rs. / Winterjacke 1900 Rs. / Hemd 1000 Rs. / Strickjacke f. Mutti 2500 Rs. / Sack Reis 1700 Rs. / Linsen 500 Rs. / Salz 300 Rs. / Öl 500 Rs.

Macht alles zusammen – 15300 Rupien (ca. 145,-€)!

Die Dankbarkeit in den Augen der Familie – unbezahlbar!!!!

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