Bestandsaufnahme

Mein Wecker klingelte heute schon um 6 in der Frühe, denn eine halbe Stunde später landete der Flieger mit meinen neuen Gästen. Während diese sich nach einem ausgiebigen Frühstück von der langen Anreise erholten, machte ich mich mit Tashi auf den Weg zum Kinderhaus.

Natürlich hatten wir unseren Besuch nicht angekündigt. Zum einen, um die Kinder zu überraschen, zum anderen aber auch, um uns einen ungefilterten Überblick über die Situation vor Ort zu verschaffen. Und ich muss ehrlich sagen, dass was wir gesehen haben, hat uns echt gefreut. Das Haus war ordentlich aufgeräumt und sauber, was auch für eine gute Arbeit der jungen Haushälterin spricht.

Meine Gäste hatten mir Bonbons und Luftballons für die Kids mitgegeben, die bei den Kleinen großen Anklang fanden. Es war eine Freude, ihnen beim Spielen zuzuschauen und mitzumachen. Sie hatten sich alle prächtig entwickelt und waren schier aus dem Häuschen. Ich kann mich noch gut dran erinnern, als ich die kleine, fast zerbrechlich wirkende Juna vor zwei Jahren zum ersten Mal gesehen habe. Sie war gerade aus einem entfernten Dorf kommend im Kinderhaus aufgenommen worden, war noch schüchtern und unsicher und musste sich ihren Platz in der Gemeinschaft erkämpfen. Heute erzählten mir die Kinder, dass Juna zur Siegerin eines Tanzwettbewerbs in der Schule gekürt wurde und mit einem kleinen Pokal geehrt wurde. Wow!!! Da war ich echt sprachlos!

Während die Kinder ausgelassen herumtobten, haben wir uns mit Somjana, der Hausmutter, zu einer Bestandsaufnahme zusammengesetzt. Wir prüften den Zustand der Kleidung, der Haushaltsgeräte, des Mobiliars und erstellten eine Liste mit all den Dingen, die in den nächsten Wochen angeschafft werden müssen. Dabei wiesen wir aber auch darauf hin, welche Kleidungsstücke durch einfache Flickarbeiten repariert und somit weiterverwendet werden können. Das ist ganz wichtig, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass das vorhandene Budget ein unversiegbarer Honigbrunnen ist. Bei meiner Arbeit hier vor Ort habe ich schon mehrfach feststellen müssen, dass gerade die Betreiber von Kinderhäusern sehr schnell vergessen, dass wir KEINE Luxusfinanzierung, sondern Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Tashi wird in den nächsten Tagen alle Hände voll zu tun haben, um die erforderlichen Sachen zu organisieren und in Auftrag zu geben. Ich freue mich jetzt schon auf die strahlenden Kinderaugen!

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