Kurz vor meiner Abreise aus Nepal habe ich gemeinsam mit meinem Freund Suman das Dorf in Nuwakot besucht, welches wir nach dem Erdbeben intensiv betreut und mit Hilfsgütern versorgt haben. Dabei habe ich erfahren, dass die Dorfschule ebenfalls durch das Erdbeben beschädigt wurde und seitdem nicht mehr genutzt werden kann. Rein äußerlich macht diese Schule einen relativ guten Eindruck, aber innen sieht man das ganze Ausmaß der Verwüstung.
Das Dorf selbst erstreckt sich über ein Areal von ca. 2 km Umkreis. Hier leben ca. 500 Einwohner in bescheidenen Hütten. Die Lebenserwartung in diesem Gebiet ist aus Mangel an ärztlicher Versorgung nicht sehr hoch, der Dorfälteste ist gerade mal 57 Jahre alt. Die Menschen haben hier keinen Job, sondern leben von der Landwirtschaft. Aufgrund der Topografie gedeihen nicht alle Nahrungsmittel, die zum Überleben notwendig sind. Tauschhandel mit anderen Dörfern bildet die Lebensgrundlage. Dabei ist die Herstellung von Rokshi, einem Getreideschnaps, ein wichtiger Schwerpunkt.
Ca. 100 Kinder des Dorfes gingen bis zum Erdbeben hier in die Schule, die nun auf verschiedene Schulen der Nachbardörfer verteilt wurden. Der Schulweg erstreckt sich dabei über 4 bis 5 Kilometer, was in Anbetracht der Topografie eine enorme Anstrengung und teilweise große Gefahr für die Kinder darstellt. Die Lehrer, die ursprünglich in der Dorfschule unterrichtet haben, arbeiten nun notgedrungen an verschiedenen anderen Schulen, größtenteils in Kathmandu.
Der Besuch in dem Dorf hat mich zutiefst berührt. Die Menschen waren erstaunt, dass ich den nicht ganz ungefährlichen Weg über die Berge mit dem Motorrad auf mich genommen habe. Sie hatten zuvor weder eine Ausländerin, geschweige denn eine motorradfahrende Frau gesehen. Anfangs zurückhaltend, nach einer Weile aber ganz lebhaft erzählten sie mir von ihrem schweren Leben und der Angst um die Zukunft ihrer Kinder.
Durch meine Nichte Maria wurde ein Vorstandsmitglied der Georg Kraus Stiftung auf meine Arbeit aufmerksam. Bereits im Sommer letzten Jahres traf ich mich in Roth mit Herrn Rathgeber, um über ein mögliches gemeinsames Projekt zu sprechen, das den Förderungskriterien der Stiftung entspricht. Nachdem ich alle relevanten Informationen an die Stiftung weitergegeben habe, können wir uns gut vorstellen, diesem kleinen Bergdorf zu einer neuen Schule zu verhelfen.
Bis es soweit ist, müssen natürlich noch viele Punkte geklärt werden. Aber darüber berichte ich, wenn es soweit ist. Drückt uns die Daumen!