Mit dem Vitaminexpress ins Kinderland

Wenn ich üblicherweise von meiner Unterkunft bis zu Tashis Büro laufe, werde ich auf dem kurzen Weg von mindestens 20 Taxifahrern angesprochen, die mir ihre Dienste anbieten wollen. Gestern dauerte es über eine Stunde, bis Tashi einen Fahrer anheuern konnte. Durch sein Verhandlungsgeschick konnte er den Preis auf das Doppelte des normalen Preises drücken. In Anbetracht der aktuellen Situation ein wahres ‚Schnäppchen‘.

Gemeinsam mit Tashi und Ben, der die nächste Zeit als Volontär bei den Kindern leben wird, ging es dann am Nachmittag Richtung Kinderhaus. Auf dem Weg dahin kauften wir nochmal tüchtig ein und füllten jede Lücke in dem klapprigen Taxis mit frischen Früchten und Fruchtsaft. Meine Nachbarskinder hatten mir kleine Spiele und Bilderbücher für die Nepal-Kids mitgegeben, die ich auch noch mit im Gepäck hatte.

Die Wiedersehensfreude war unbeschreiblich! Innerhalb weniger Sekunden hingen 19 kleine Rotznasen an mir und busselten mich ab. Tashi hat in der Zwischenzeit den Kontakt zum Kinderhaus aufrechterhalten, so dass auch er mittlerweile für die Kids wie ein großer Bruder ist. Und auch Ben wurde von den Kindern gleich herzlich aufgenommen.

Kebi, der Pflegevater, hatte schon für uns eine kleine ‚Ehrenloge‘ aufgebaut. Traditionell wurden wir Drei mit einer Blütenkette als Zeichen der Hochachtung und einer Tika, dem Segenszeichen auf der Stirn, begrüßt. Ben und ich verteilten dann die leckeren Fruchtsäfte, damit wir zünftig auf unser Wiedersehen anstoßen konnten. Und dann begann auch schon das Begrüßungsprogramm mit Tanz und Gesang.

Die Kinder wissen, wie sehr ich ihre traditionellen Tänze liebe. Sie gaben sich große Mühe und hatten sogar meine Lieblingsmusik ausgesucht. Es war eine Freude, ihnen zuzusehen. Die Tänzerinnen hatten ihre schönsten Kleider angezogen und versprühten eine unbefangene Lebensfreude, von der wir einfach mitgerissen wurden. Das Highlight war für mich, die kleine Juna tanzen zu sehen. In ihrem Rüschenkleidchen sah sie aus wie ein Sahnebonbon. Und der Hut war das I-Tüpfelchen!!! Als ich sie vor einem Jahr zum ersten Mal gesehen habe, war sie gerade von weit her im Kinderhaus angekommen, war still und in sich gekehrt. Und jetzt strahlt sie übers ganze Gesicht und traut sich sogar, zusammen mit ihrem kleinen Freund einen Solotanz zu wagen. Die ganze Zeit über hielt Somjana, die Pflegemutti, meine Hand. Manchmal braucht es keine Worte, um seine Gefühle auszudrücken.

Während uns die Pflegeeltern durchs Haus führten, spielten die Kinder bereits mit den Geschenken. Ein ganz dickes Dankeschön an dieser Stelle an meine Nachbarskinder!!!

Leider mussten wir uns mit Tashi nach einer Stunde wieder verabschieden. Wir hatten den Taxifahrer überreden können, auf uns zu warten, und wollten seine Geduld nicht überstrapazieren. Aber eins ist sicher, wir besuchen die Kinder bald wieder!

2 Kommentare:

  1. Liebe Michi,

    sehr schöner Bericht, ich kann mir gut vorstellen was da emotional los war und welche Freude die Kinder und Pflegeeltern hatten. Danke!
    Und weiterhin alles Gute, auch oder gedae weil die Umstände gerade alles andere als ideal sind!
    Helga & Jürgen

  2. Vielen Dank, Ihr Lieben! Ben sitzt grad bei mir und wir werten die ersten Erfahrungen aus und planen weitere Hilfsaktionen. Beste Grüße von uns beiden 🙂

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