Überraschung!!!

Wie sehr hatte ich mich nach den kleinen Geistern im Kinderhaus gesehnt! Wie sehr war ich gespannt auf ihr neues Zuhause, welches ich vor zwei Monaten noch als Baustelle besichtigt hatte! Wie sehr freute ich mich auf das Wiedersehen mit diesen lieben Menschen!

Gestern war es dann endlich soweit. Ich hatte meinen Besuch ganz bewusst nicht angemeldet, wusste ich doch, dass die Kinder samstags schulfrei haben und auf jeden Fall zu Hause sein werden. Der Weg von meinem momentanen Domizil bis zum Kinderhaus ist recht umständlich und mit dem Bus nicht zu bewerkstelligen. Deshalb suchte ich mir einen Taxifahrer, der nach längerer Verhandlung bereit war, mich für einen guten Preis zu fahren und dort auch auf mich zu warten.

Erschwerend kam noch dazu, dass ich nicht mal eine Adresse von dem Kinderhaus hatte. In Nepal haben nämlich nur größere Straßen einen Namen, von Hausnummern ganz  zu schweigen. Also musste ich mich auf meinen Orientierungssinn und die Erinnerung verlassen, um den Fahrer an den richtigen Ort zu lotsen. Auf dem Weg dahin kaufte ich noch etliche Kilo Früchte ein, um den Kids eine ordentliche Vitaminspritze verpassen zu können.

Als ich dann endlich mein Ziel erreicht hatte, war ich total hibbelig vor Aufregung. Es war recht still im Eingangsbereich und eine Klingel gibt es hier auch nicht. Also machte ich mich durch lautes ‚Hallo‘ bemerkbar. Juna und Bibek waren die ersten, die ihre rotzverschmierten Gesichter durch die Tür steckten. Im ersten Moment waren sie so überrascht, dass sie einfach nur mit offenem Mund dastanden. Als sie realisiert hatten, wer sie da besucht, gab es einen lauten Schrei. Nur wenige Sekunden später war auch mein Gesicht von den vielen Begrüßungs-Bussis genauso rotzverschmiert und eine Traube Kinder hing an mir, dass es schwierig war, die letzten Stufen hinauf zu steigen.

Somjana, die Pflegemutti, hatte vor Freude genauso Tränen in den Augen wie ich. Kebi, der Papa, war leider unterwegs um Besorgungen zu machen. Ganz aufgeregt zeigten mir die Kinder ihr neues Zuhause, welches mit wenigen Mitteln wirklich liebevoll gestaltet ist. Der älteste Junge führte mir voller Stolz vor, wie er die neue Waschmaschine bedienen kann. Während dessen hatte Oliva, das älteste Mädchen, die Früchte gewaschen und zerkleinert.

Ich staune immer wieder, mit welcher Selbstverständlichkeit sich die Kinder untereinander helfen und den Pflegeeltern die Arbeit so gut es geht erleichtern. Selbst die vierjährige Maya sammelte die Bananenschalen ein und brachte sie zum Abfall. Anders würde es auch gar nicht funktionieren.

Die Kids erinnerten sich noch daran, wie gerne ich ihre Musik und Tänze mag. Schnell wurde ein alter Lautsprecher rangeschafft und die Kinder überboten sich mal wieder mit ihren Vorführungen. Durch die offenen Fenster hatten die Nachbarn natürlich auch mitbekommen, dass hier im Hause etwas los sein muss und kamen dann auch noch dazu.

Die Zeit, die ich mit dem Fahrer vereinbart hatte, verging viel zu schnell. Die Kinder wollten mich gar nicht mehr weglassen und boten mir einen Schlafplatz an. Auf das Angebot werde ich auf jeden Fall in den nächsten Wochen noch zurückkommen. Versprochen!!!

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